Gymnasium G8 - AA 11/1

1. Beispiel (Schuljahr 2011/12)
2. Beispiel (Schuljahr 2012/13)
3. Beispiel (Schuljahr 2013/14)

4. Beispiel (Schuljahr 2014/15)

5. Beispiel (Schuljahr 2015/16)

6. Beispiel (Schuljahr 2016/17)


1. Beispiel

Aufgabe:

Bearbeiten Sie alle folgenden Fragen in Form eines geschlossenen, argumentierenden Textes. Stichpunkte und Skizzen genügen nicht! Die Arbeitszeit beträgt 45 Minuten.

Viel Erfolg!

Fragen:

  1. Religion und Religiosität
    1. Erläutern Sie die Positionen, die sich gegenüber den Wahrheitsansprüchen verschiedener Religionen einnehmen lassen.(RP 20 BE)
    2. Zeigen Sie an einem Beispiel aus dem Unterricht, wie Glaube und wissenschaftliche Ver­fahren zu einem unterschiedlichen Verständnis der Wirklichkeit gelangen können.(PL 30 BE)
  2. Biblisches Gottesbild
    1. Beschreiben Sie das Gottesbild, das aus dem unten abgedruckten Bibeltext erschlossen werden kann! (TF 20 BE)
    2. Stellen Sie die Entwicklung des alttestamentlichen Gottesbildes dar. (RP 30 BE)

Text:

Deuteronomium 6,1-9:
1 Und das ist das Gebot, das sind die Gesetze und Rechtsvorschriften, die ich euch im Auftrag des Herrn, eures Gottes, lehren soll und die ihr halten sollt in dem Land, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen. 2 Wenn du den Herrn, deinen Gott, fürchtest, indem du auf alle seine Gesetze und Gebote, auf die ich dich verpflichte, dein ganzes Leben lang achtest, du, dein Sohn und dein Enkel, wirst du lange leben. 3 Deshalb, Israel, sollst du hören und darauf achten, (alles, was der Herr, unser Gott, mir gesagt hat,) zu halten, damit es dir gut geht und ihr so unermesslich zahlreich werdet, wie es der Herr, der Gott deiner Väter, dir zugesagt hat, in dem Land, wo Milch und Honig fließen.
4 Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig. 5 Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lie­ben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.
6 Diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen. 7 Du sollst sie deinen Söhnen wiederholen. Du sollst von ihnen reden, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst. 8 Du sollst sie als Zeichen um das Handgelenk binden. Sie sollen zum Schmuck auf deiner Stirn werden. 9 Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und in deine Stadttore schreiben.


Erwartungshorizont:

Zu 1a)
Exklusivismus: „Außer der Kirche kein Heil” (Origines): Man darf nicht aus der Kirche austreten.
Inklusivismus: Auch andere Religionen können Wahrheiten enthalten. Wer in ihnen gewissenhaft lebt, kann zum Heil kommen.
Pluralismus: Alle Religionen stehen gleichberechtigt nebeneinander. Gefahr der Gleichgültigkeit.


Zu 1b)
Beispiele aus dem Unterricht sind Wunderberichte, gleichnishafte Rede, eventuell unsere Vorstellung von der Entstehung der Welt.
Beispiel Wunderberichte:
Biblisch: Rettung am Schilfmeer: Drei Quellenschichten (J, E und P), die Rettung zuerst durch einen heißen Ostwind (J), dann durch das Eingreifen des Engels der Herrn (E) und schließlich durch Moses Zauberstab (P) erklären. Gemeinsam ist der Glaube, dass Gott die Rettung bewerkstelligt hat.
Dazu kommt die historisch-kritische Methode der Bibelwissenschaft, die Sitz im Leben, Entstehung, Überlieferung, Text und literarische Form betrachtet. Das Wunderschema (Zustand vorher, heilbringendes Wort oder heilbringende Tat, Zustand nachher und Zeugenaussagen) ist ebenfalls literaturwissenschaftlich belegt.
Je nach Betrachtungsweise (Glauben) kommt man zu dem Schluss, ein Geschehen ist ein Wunder (auch wenn es natürlich erklärt werden kann), oder es ist „Zufall”.
Außerbiblisch:
Zeitungsbericht über eine Frau, die hochschwanger starb, per Kaiserschnitt entband, dann wieder lebte.
Antiker Bericht über Wunderheilung in Epidauros nach fünfjähriger Schwangerschaft


Zu 2a)
In dem Bibeltext werden werden Gebote/Gesetze erwähnt, deren Befolgung angemahnt wird. Das entspricht dem Bild des eifersüchtigen Gottes zur Königszeit.


Zu 2b)
Es führt eine Entwicklung vom menschenähnlichen hin zum transzendenten Gottesbild:
Patriarchenzeit (Abraham): Gott erscheint in Gestalt von drei Männern, isst, trinkt, lässt handeln, verheißt, kämpft (mit Jakob)
Wüstenzeit (Mose): Gott erscheint im brennenden Dornbusch, offenbart sich als Jahwe, geht mit seinem Volk durch die Wüste
Königszeit (David): Gott gibt Gebote (Dekalog) und wacht eifersüchtig über deren Einhaltung
Babylonisches Exil: Gott wird als ferner, heiliger Gott erfahren, der im Himmel thront.
Nachexilische Zeit: Gott wird als transzendenter, überall anwesender, guter Hirte erfahren.


Form: Geschlossener, argumentierender Text, keine Abkürzungen „&” oder „→”.


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2. Beispiel

Aufgabe:

Bearbeiten Sie alle folgenden Fragen in Form eines geschlossenen, argumentierenden Textes. Stichpunkte und Skizzen genügen nicht! Die Arbeitszeit beträgt 45 Minuten.

Viel Erfolg!

Fragen:

  1. Religion und Religiosität
    1. Stellen Sie fünf Weltreligionen, ihren (ungefähren, zahlenmäßigen) Umfang und ihre geographische Verteilung in der Welt vor! (RP, 20 BE)
    2. Erläutern Sie die Positionen, die sich gegenüber den Wahrheitsansprüchen verschiedener Religionen einnehmen lassen (RP, 20 BE)
  2. Die Frage nach Gott
    1. Erläutern Sie, warum es dem Menschen überhaupt möglich ist, Gott zu erkennen! (PL, 20 BE)
    2. Was spricht dafür, dass sich Gott den Menschen geoffenbart hat? (PL, 20 BE)
    3. Welches Gottesbild spricht aus der Berufungsgeschichte des Propheten Jeremia (Text unten)? Nehmen Sie eine begründete Einordnung in die Entwicklung des alttestamentlichen Gottesbildes vor! (TF, 20 BE)


Text: Jer 1,4-10

4 Das Wort des Herrn erging an mich: 5 Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich aus­ersehen, noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt, zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt. 6 Da sagte ich: Ach, mein Gott und Herr, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung. 7 Aber der Herr erwiderte mir: Sag nicht: Ich bin noch so jung. Wo­hin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen, und was ich dir auftrage, das sollst du verkünden. 8 Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten - Spruch des Herrn. 9 Dann streckte der Herr seine Hand aus, berührte meinen Mund und sagte zu mir: Hiermit lege ich meine Worte in deinen Mund. 10 Sieh her! Am heutigen Tag setze ich dich über Völker und Reiche; du sollst ausreißen und niederreißen, vernichten und einreißen, aufbauen und einpflanzen.


Erwartungshorizont:

Zu 1.a)
Christentum: Europa, Amerika, Australien; weltweit; ca. 1,5 Milliarden
Islam: Arabische Welt, Afrika, Asien; ca. 1 Milliarde
Hinduismus: Indien, ca. 1 Milliarde
Buddhismus: Asien, mehrere 100 Millionen
Judentum: Israel, USA, weltweit; mehrere zig Millionen


Zu 1.b)
Exklusivismus: „Außerhalb der Kirche keine Heil” (Origines)
Inklusivismus: Nur die eigene Religion ist wahr; andere Religionen haben aber Anteil an der Wahrheit.
Pluralismus: Alle Religionen sind gleichwertig. Gefahr der Gleichgültigkeit, Beliebigkeit


Zu 2.a)
Gottes Transzendenz ist überall. Die Immanenz (menschlicher Bereich) ist davon durchdrungen. Gott offenbart sich der Immanenz. Der immanente Mensch muss sich der Offenbarung öffnen. Das nennt man „immanente Transzendenz” Gottes, die die Erkenntnis Gottes prinzipiell ermöglicht.


Zu 2.b)
Nicht: Berichte über Offenbarungen!
Kriterien der Offenbarung sind: Ein erhabenes Gottesbild (Gott ist gut), überlegene Ethik (Feindesliebe), Legitimation der Offenbarungsträger (würdevoller Lebenswandel der Propheten, Priester etc.), positive Wirkung der Religion (Trost, Hoffnung, Heil); — Diese Kriterien kann man auch negativ sehen, bei anderen Religionen bzw. Sekten.


Zu 2.c)
Propheten traten in der Königszeit auf.
Zur Patriarchenzeit (Abraham) gab es das antropomorphe Gottesbild (Gott isst und trinkt).
In der Wüstenzeit sah man Gott als Mitgeher (Dornbusch, Feuersäule, JHWH).
In der Königszeit war Gott der eifersüchtige, gesetzgebene Gott (Dekalog).
Zur Zeit des Exils empfand man Gott als fern und heilig Nach dem Exil wurde Gott als guter Hirte überwiegend transzendent gesehen.
Weil Gott bei Jeremia spricht (V. 5) und eingreift (V. 9), kann man antropomorphe Züge erkennen. Er begleitet aber auch den Propheten (V. 8). Daher ist Jeremias Gottesbild das der Königszeit.

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3. Beispiel

Aufgabe:

Bearbeiten Sie alle Fragen in ganzen Sätzen. Stichpunkte und Skizzen genügen nicht! Die Arbeitszeit beträgt 45 Minuten.

Fragen:

  1. Religion und Religionen
    1. Zeigen Sie auf, welche großen Religionsgemeinschaften auch in Straubing vertreten sind! (RP, 22 BE)
    2. „Irgendeine Religion hat jeder. Eigentlich ist es doch egal, was ich glaube.” Nehmen Sie aus christlicher Sicht kritisch Stellung zu dieser These! (PL, 22 BE)
  2. Bibel und Bibelwissenschaft
    1. Nennen Sie fünf verschiedene Textarten, die in der Bibel vorkommen, und ordnen Sie den unten abgedruckten Text einer davon begründet zu. (RP, 20 BE)
    2. Nach welchem Schema ist dieser Text aufgebaut und was sagt dieser schematische Aufbau über den möglichen Wahrheitsgehalt des Textes aus? (PL, 20 BE)


Text:

Der Prophet Elischa kam in das Haus einer Schunemiterin, deren Sohn verstorben war.
2 Könige 4,32-37:
32 Als Elischa in das Haus kam, lag das Kind tot auf seinem Bett. 33 Er ging in das Gemach, schloss die Tür hinter sich und dem Kind und betete zum Herrn. 34 Dann trat er an das Bett und warf sich über das Kind; er legte seinen Mund auf dessen Mund, seine Augen auf dessen Augen, seine Hände auf dessen Hände. Als er sich so über das Kind hinstreckte, kam Wärme in dessen Leib. 35 Dann stand er auf, ging im Haus einmal hin und her, trat wieder an das Bett und warf sich über das Kind. Da nieste es siebenmal und öffnete die Augen. 36 Nun rief Elischa seinen Diener Gehasi und befahl ihm, die Schunemiterin zu rufen. Er rief sie, und als sie kam, sagte der Gottesmann zu ihr: Nimm deinen Sohn! 37 Sie trat hinzu, fiel Elischa zu Füßen und verneigte sich bis zur Erde. Dann nahm sie ihren Sohn und ging hinaus.


Erwartungshorizont:

Zu 1.a)


Zu 1.b)

Das Christentum ist eine Offenbarungsreligion. Gottes Wort ist in der Bibel aufgeschrieben. Daher ist diese These abzulehnen. — je 7 BE


Zu 2.a)
Z. B. Lied (Schöpfungslied), Gebet (Vater unser), Gebot (Dekalog), Gleichnis (barmherziger Vater), Wunder (Heilungsberichte). — je 3 BE
Der Text ist ein Wunderbericht, weil er eine Totenerweckung beschreibt. — 5 BE


Zu 2.b)
Wunderschema:

Schematischer Aufbau → literarischer Topos → möglicherweise kein historisches Ereignis — je 6 BE

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4. Beispiel

Bearbeiten Sie alle Aufgaben in ganzen Sätzen. Stichpunkte und Skizzen genügen nicht! Die Arbeitszeit beträgt 45 Minuten.

Aufgaben:

  1. Religion und Religionen

    Der damalige Bundespräsident Christian Wulff widmete seine mit Spannung erwartete Rede zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit zu einem großen Teil dem Thema Integration: „Zu allererst brauchen wir aber eine klare Haltung. Ein Verständnis von Deutschland, das Zugehörigkeit nicht auf einen Pass, eine Familiengeschichte oder einen Glauben verengt, sondern breiter angelegt ist. Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.”

    Quelle: Christian Wulff: Rede zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit. Bremen, 3.10.2010. Internet: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Christian-Wulff/Reden/2010/10/20101003_Rede.html, besucht am 6.11.2014

    1. Nehmen Sie kritisch Stellung zu Wulffs These zur Rolle des Islam in Deutschland! (PL, 20 BE)
    2. Welche Haltungen kann die katholische Kirche gegenüber dem Islam grundsätzlich einnehmen und wie sind diese Haltungen zu bewerten? (RP+TF, 30 BE)
  2. Das Wesen der Religion
    1. Nennen Sie wesentliche Merkmale einer Hochreligion und ordnen Sie einen Religionstyp begründet unserer gegenwärtigen Gesellschaft in Deutschland zu! (TF, 30 BE)
    2. Beschreiben Sie an einem im Unterricht behandelten Beispiel Merkmale von Ersatzreligionen! (RP, 20 BE)


Erwartungshorizont:

Zu 1.a)
Pro: Mittlerweile leben über 4 Millionen Muslime in Deutschland, die Religionsfreiheit genießen.
Contra: In der Geschichte spielt der Islam bis nach dem WKII nur eine stark untergeordnete Rolle. Die Traditon des Abendlandes (Europas) ist vom Christentum geprägt.


Zu 1.b)


Zu 2.a)
Merkmale einer Hochreligion: Schöpfungsglaube, Heilslehre, Offenbarung, Offenbarungsvermittler, heilige Schrift(en), umfassende Lebensdeutung und Sinngebung
Beispiele: Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus
Monotheistische, abrahamitische und Offenbarungsreligionen (Judentum, Christentum, Islam) sind unserer Kultur angemessen, wobei dem Christentum wegen seiner langen Tradition in Deutschland der Vorzug zu geben ist.


Zu 2.b)
Partikulare oder materialistische Elemente werden verehrt, als wären sie transzendent; keine umfassende Weltdeutung, keine Hilfe in Krisensituationen; z.B.: Esoterik (Auto-, Handy-, Sport-Kult, Sterndeutung, Starkult etc.)
Beispiel: Handy als Statussymbol, Kommunikationsmedium, ständiger Begleiter mit vielen hilfreichen Apps (fast) unverzichtbar — aber keine Hilfe in Lebenskrisen (Krankheit, Tod). Es kann verloren gehen, gestohlen werden, Akku leer, kein Netz etc. — Wahrer Gottesglaube dagegen ist immer möglich und hilfreich.
Ein Beispiel genauer beschreiben, weitere wenigstens nennen.

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5. Beispiel

Bearbeiten Sie alle Aufgaben in ganzen Sätzen. Stichpunkte und Skizzen genügen nicht! Die Arbeitszeit beträgt 45 Minuten.

Aufgaben:

  1. Religion und Religionen
    1. Nennen und erklären Sie kurz die Funktionen, die die Religion in unserer Gesellschaft nach F.-X. Kaufmann, Religion und Modernität, Tübingen 1989, 84f, einnehmen kann! (18 BE)
    2. In der Zeitschrift „Christ in der Gegenwart” 47(2015)518 findet sich folgende Nachricht:

      Allein seligmachend?
      Die Christen bilden nach biblischem Zeugnis die Kirche wie Glieder eines Leibes, die unter­schiedliche Aufgaben haben und „gerade deswegen auch einzigartig und unentbehrlich sind”. Das verlangt Respekt für verschiedene Wege der Nachfolge. Eine solche offene Haltung wünscht sich der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl im Glaubensleben. Den eigenen Weg für den allein seligmachenden zu halten, sei falsch.

      Diskutieren Sie diese These Krautwaschls angesichts des Wahrheitsanspruchs und der histori­schen Entwicklung des Gedankens der Heilsnotwendigkeit der Kirche! (32 BE)
  2. Wege zu Gott: Die Bibel
    1. Erläutern Sie anhand eines neutestamentlichen Wunderberichts die literarische Form der Wunder­berichte! (12 BE)
    2. Skizzieren Sie die Überlieferungsgeschichte der „Rettung am Schilfmeer”! (38 BE)


Erwartungshorizont:

Zu 1.a) Funktionen der Religion
1. Identitätsstiftung
Problem der Affektbindung oder Angstbewältigung. Ichfindung, Ziele der Selbstverwirklichung, Lebensbewältigung
2. Handlungsführung
Problem der Handlungsführung im Außeralltäglichen. Richtungsweisende Moral
3. Kontingenzbewältigung
Problem der Verarbeitung von Kontingenzerfahrungen. Sinngebung, Hilfe in Krisensituationen
4. Sozialintegration
Problem der Legitimation von Gemeinschaftsbildung und sozialer Integration. Stabilisierung, Repräsentation grundlegender Werte, Infragestellung von Normen
5. Kosmisierung
Problem der Kosmisierung von Welt. Begründung eines Deutungshorizonts aus einheitlichen Prinzipien, der die Möglichkeit von Sinnlosigkeit und Chaos ausschließt
6. Weltdistanzierung
Problem der Distanzierung von gegebenen Sozialverhältnissen, der Erm&uouml;glichung von Widerstand und Protest gegen einen als ungerecht oder unmoralisch erfahrenen Gesellschaftszustand
(6x3 BE → 18BE)


Zu 1.b)
Zum Wahrheitsanspruch gibt es drei Haltungen.
Exklusivismus (Origines: Außer der Kirche kein Heil!)
Inklusivismus (Vorzug der eigenen Religion; Teile der Wahrheit auch in anderen Religionen)
Pluralismus (Absolute Gleichberechtigung konkurrierender Religionen; Gefahr der Beliebigkeit)
(3x5BE → 15BE)
Zur historischen Entwicklung: Aussagen von Konzilien/Päpsten, z.B. Bonifaz VIII (1302): Unbedingte Heilsnotwendigkeit der Kirche, Pius IX (1854): Heilsnotwendigkeit + Unschuldig Ungläubige, Pius XII (1943): Stufen der Kirchlichkeit, K. Rahner: „Anonyme Christen”.
(3x4BE → 12BE)
Synthese: Krautwaschl geht es um christliche Konfessionen, nicht um unterschiedliche Religionen. Die Nachfolge Christi ist ihm unverzichtbar.
(5BE) → (15+12+5 → 32BE)


Zu 2.a) Wunder-Schema
1. Schilderung des unheilen Zustands
2. Gnadenreiches Wort oder gnadenreiche Tat (Jesu)
3. Schilderung des heilen Zustands
4. Beglaubigung: Nennung von Zeugen, Verhalten der Menschen
(3x4BE → 12BE)


Zu 2.b)
Historisches Ereignis — mündliche Überlieferung — jahwistischer Text (Ostwind, nüchterne Erklärung) — elohistischer Text (Engel des Herrn) — priesterschriftlicher Text (Mose hebt die Hand, magische Erklärung) — deuteronomistische Redaktion: Schriftliche Überlieferung, Übersetzungen ins Heute.
(6x6BE +2BE → 38be)
Summe: (18+32+12+38 → 100BE)

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6. Beispiel

Bearbeiten Sie alle Aufgaben in ganzen Sätzen. Stichpunkte und Skizzen genügen nicht! Die Arbeitszeit beträgt 45 Minuten.

Aufgaben:

  1. Religion und Religionsersatz
    Lesen Sie den Text ""Facebook wird zum Religionsersatz"!
    pressetext. nachrichenagentur 20.05.2011 13:55, Internet: http://www.pressetext.com/news/20110520021, besucht am 12.11.2016
    1. Zeigen Sie anhand dieses Textes sowie eigener Erfahrungen auf, worin Ähnlichkeiten bzw. Ana­logien zwischen Facebook und einer Religion bestehen! (30 BE)
    2. Diskutieren Sie anhand der „Funktionen von Religion“ nach Franz-Xaver Kaufmann, ob Facebook als Religion bezeichnet werden kann! (30 BE)
  2. LetzteFragen
    Die Grundfragen des Menschen nach Immanuel Kant lauten: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?
    1. Geben Sie auf diese Fragen jeweils eine typisch christliche Antwort! (20 BE)
    2. Stellen Sie dar, inwieweit diese Fragen durch eine Ersatzreligion wie z. B. das Phänomen social media (Facebook) beantwortet werden. (20 BE)


Erwartungshorizont:

Zu 1.a)
Ähnlichkeiten und Analogien zwischen Facebook und einer Religion nach dem Text:
- Zugang zu Sex, Religion und Tratsch
- Grundbedürfnis nach Kommunikation befriedigen
- Ähnliche Gehirnreaktionen bei „Apple-Fanboys“ wie bei religiösen Menschen
- Aber keine Antwort auf einen tieferen Lebenssinn
- Vermehrte Vereinsamung und Singletum
Einbringen eigener Erfahrungen:
- Religionsgründer: Mark Zuckerberg
- Priester/Propheten: User mit vielen Followern
- Gottesdienst: Häufiges Einloggen im sozialen Netzwerk
- Heilige Schrift: Nutzungsbedingungen
- Symbole: F-Logo, Like-Button
(2 x 15 BE)


Zu 1.b)
1. Identitätsstiftung
Ichfindung, Ziele der Selbstverwirklichung, Lebensbewältigung: In FB nur teilweise möglich, da von den eigenen Eingaben abhängig.
2. Handlungsführung
Richtungsweisende Moral: In FB nicht möglich, da keine Moral vorhanden. Nur partikuläre Interessen werden vertreten.
3. Kontingenzbewältigung
Sinngebung, Hilfe in Krisensituationen: In FB nur ridumentär möglich, da ausschließlich medial vermittelt.
4. Sozialintegration
Stabilisierung, Repräsentation grundlegender Werte, Infragestellung von Normen. In FB möglich durch Gruppenbildung. Aber auch Gefahr des Cybermobbings etc.
5. Kosmisierung
Begründung eines Deutungshorizonts aus einheitlichen Prinzipien, der die Möglichkeit von Sinnlosigkeit und Chaos ausschließt: In FB keine Sinngebung erfahrbar, da social media nur virtuell wirken.
6. Weltdistanzierung
Problem der Distanzierung von gegebenen als ungerecht oder unmoralisch erfahrenen Sozialverhältnissen: Da FB Teil dieser Welt und unserer Gesellschaft ist, kann keine Distanz aufkommen.
Fazit: Da die Funktionen der Religion nur bruchstückhaft erfüllt werden, kann FB nicht als Religion angesehen werden.
(6 x 5 BE)


Zu 2.a)
Was kann ich wissen?
Die „Dinge an sich“ (Kant) können nicht erkannt werden. Aber Erkenntnis durch Offenbarung möglich.
Was soll ich tun?
Das „Gute an sich“ (Kant) führt zum kategorischen Imperativ des Handelns. Der Christ kann sich auch z.B. am Dekalog orientieren.
Was darf ich hoffen?
Glückseligkeit, Erlösung, ewiges Leben
Was ist der Mensch?
Geschöpf der Mitte, Teil des Universums. Christlich: Ebenbild Gottes
(4 x 5 BE)


Zu 2.b)
Wissen: In social media nur immanentes Wissen möglich. Fakes, Mobbing etc. stehen wahrer Information gegenüber.
Tun: In social media keine übergeordnete Ethik vorhanden. Über Moral kann auch nicht abgestimmt werden.
Konkrete Handlungsimpulse z.B. bei Wahlen sind sehr kurzfristig und abhängig.
Hoffen: „Dabei sein ist alles“ – Gruppenbildung, „Freunde“ sind nur sehr vorläufig zu sehen. Keine Transzendenz, die über den Tod hinaus weist.
Mensch: In social media nur, was er von sich und über sich preis gibt. Es gibt auch Fake-Accounts. Letzte Fragen werden jedoch nicht beantwortet.
Fazit: Ersatzreligionen beantworten diese Fragen nur immanent, weil sie selbst rein innerweltlich materiell und vorläufig sind. Social media können diese Fragen nicht befriedigend lösen.
(4 x 5 BE)
Summe: (30+30+20+20 → 100BE)

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